Kronach leuchtet

Kronach Leuchtet

Kronach leuchtet

Im Rhythmus des eigenen Herzens. 
Katja Schimmel macht bei “Kronach leuchtet” mit ihrer interaktiven Installation den Pulsschlag der Besucher sichtbar. Für sie ist es ein Debüt.

Kronach – Das menschliche Herz schlägt pro Minute etwa 70 mal, also 100.000 mal am Tag. Bis zu einem Alter von 70 Jahren sind das mehr als 2,5 Milliarden Herzschläge. Das Herz einer Frau schlägt durchschnittlich schneller als das eines Mannes. Die Herzfrequenz eines gesunden Menschen unterliegt vielfältigen Einflüssen. Ein wesentlicher Teil der Regulation erfolgt durch das autonome Nervensystem im Gleichgewicht vom stimulierenden Sympathikus und dämpfenden Parasympathikus. Des Weiteren spielen im Blutkreislauf zirkulierende Hormone eine Rolle. Will heißen: Emotionen können den Herzrhythmus aus dem gewohnten Takt bringen. Aufregung, aber auch Freude, lässt das Herz schneller schlagen. Wer kennt das nicht: Wenn man frisch verliebt ist, kann einem das Herz schon mal vor Begeisterung wild in der Brust hüpfen. Für gewöhnlich ist der Herzschlag eine sehr persönliche, ja intime Sache. Teilt man jemandem mit, dass das eigene Herz für denjenigen schlägt, dann ist das eine große Sache.
Katja Schimmel macht mit ihrer interaktiven Lichtinstallation den Herzschlag sichtbar. Das Objekt ist im Rahmen des Lichtevents “Kronach leuchtet” auf dem Platz im Rathaus-Innenhof zu sehen und zu erleben. Die 24-jährige Künstlerin hat eine begehbare, zeltartige Latten-Konstruktion geschaffen, in deren Inneren sich ein Pulsmesser befindet. Legt der Besucher nun den Finger an den Sensor – das ist ähnlich wie das Pulsmessen beim Arzt – wird der Herzschlag in Lichtimpulse übersetzt, die auf LED-Bahnen entlang der Holzlatten übertragen werden. Diese flackern im jeweiligen Rhythmus auf. “Der Pulsschlag wird für den Besucher im Inneren des Objektes, aber auch für andere Menschen außerhalb, sichtbar”, erläutert Katja Schimmel.
Die junge Marktschorgasterin studiert im 6. Semester “Visuelle Kommunikation” an der renommierten Bauhaus-Universität in Weimar. Sie ist zum ersten Mal bei “Kronach leuchtet” dabei. Die Idee zu dem Lichtobjekt kam ihr vor gut einem Jahr. “Ich wollte etwas Interaktives schaffen. Und ich wollte Licht sichtbar machen – ohne dabei viel ‘Kraft’ auszuüben. Meine Idee ist, mit Licht zu zeigen, zu beleuchten, was sonst tief im Inneren eines Menschen verborgen ist: Gefühle, Emotionen. Ich finde es schön, dazu zu stehen und andere daran teilhaben zu lassen. Die zelt- oder höhlenartige, begehbare Holz-Konstruktion hilft dabei, sich wohl zu fühlen. Mit ihrer natürlichen Ästhetik vermittelt sie Verbunden- und Geborgenheit.” Mit der kuppelartigen Konstruktion schafft die Künstlerin gleichsam eine Brücke von innen nach außen; einen Kommunikationskanal, mit dem sich der Einzelne anderen Menschen offenbaren und mitteilen kann.
“Gefühle zu zeigen, ist in der heutigen Zeit ein Zeichen von Stärke”, ist die Überzeugung von Dirk Schulz, Geschäftsführer der Kronacher Schulz Electronic GmbH. Das Unternehmen  hat die “Patenschaft” für das interaktive Lichtobjekt von Katja Schimmel übernommen und nicht nur die Realisierung finanziert, sondern auch mit ‘Manpower’ tatkräftig unterstützt. “Der Entwurf von Katja Schimmel hat uns spontan begeistert”, so Dirk Schulz. Auch für Schulz ist die diesjährige Teilnahme an “Kronach leuchtet” ein Debüt. “Wir freuen uns, dass wir als Kronacher Unternehmen unsere Stadt bei dem Lichtevent nicht nur unterstützen, sondern auch mit repräsentieren können. Für uns war wichtig, ein Objekt zu fördern, das gut zu unserem Unternehmen passt – und das haben wir mit der Arbeit von Katja Schimmel gefunden.”
Seit Mitte Februar 2016 tüftelte die Künstlerin gemeinsam mit Dirk Schulz an den Wochenenden in der modernen Werkshalle von Schulz Electronic in der Kronacher Industriestraße an ihrem raumgreifenden Objekt. Rund 120 Meter Holzlatten und 70 Meter LED-Streifen wurden in dem Lichtobjekt verbaut. Das Herzstück ist eine ebenso komplexe wie sensible Steuerungstechnik. In der Realisierungsphase hat sich manches anders dargestellt, als bei der Planung. “Hier und da mussten wir auch einfach improvisieren. Ohne die Unterstützung von Dirk Schulz und dessen tatkräftigem Team, aber auch ohne die Hilfe meiner Familie und Freunde hätte ich das Projekt nicht umsetzen können.”
Sponsor Dirk Schulz ergänzt: “Wir haben unseren Ideen freien Lauf gelassen und auch einfach mal ‘gespielt’. Für mich als gelernten Elektroniker und für unsere Techniker war diese kreative Arbeit eine spannende Abwechslung zum Arbeitsalltag.”
Von Sabine Raithel / NP